Die überfallartige Schliessung des SBB-Bahnschalters auf Ende Juni 2022 ist für die SP Herzogenbuchsee absolut unakzeptabel. Wie kaum ein anderer Bahnhof befindet sich Herzogenbuchsee mit dem neuen Quartier Bahnhof West, der Verlängerung der Unterführung und der geplanten Neugestaltung des Bahnhofplatzes Ost in einer grundlegenden Erneuerung. Die SP fordert von der SBB deshalb, der Gemeinde und/oder den Partnerunternehmen BLS, SOB oder ASM zwei Jahre Zeit für die Entwicklung von Ersatzlösungen zu geben. Die entsprechende Resolution beschlossen die SP-Mitglieder an ihrer gestrigen Hauptversammlung einstimmig.
Der Bahnhof Herzogenbuchsee ist in der aktuellen Liste der acht Bahnhöfe mit Schalterschliessungen der einzige Fernverkehrsbahnhof. Die Anzahl der GA- und Halbtax-Verkäufe ist in Herzogenbuchsee weit überdurchschnittlich hoch. Ausserdem hatte die SBB kürzlich angekündigt, dass für Schliessungsentscheide nicht allein Billettverkaufs-Umsatzzahlen massgebend seien. Zumal der Hinweis auf 95 Prozent elektronisch oder am Automaten gekaufte Tickets sowieso ein Nebelpetarden-Argument ist. Denn der Schalter ist vor allem für Abo-Verkäufe, Auslandsreisen-Tickets oder Western-Union-Überweisungen, Reisegepäckaufgaben und Beratungen notwendig, was die SBB elektronisch noch lange nicht befriedigend bieten kann.
Herzogenbuchsee ist als reiner Schnellzugsbahnhof in jüngster Zeit eh nicht gerade verwöhnt worden. Um die Jahrtausendwende hat man Buchsi den Regionalverkehr weggenommen. Argument: Die mangelnde Kapazität der Stammlinie. Als mit Bahn 2000 die Kapazität wieder da war, kam der Regionalverkehr trotzdem nicht zurück. Dann verlor die Region vier Nachtschnellzüge. Seit kurzem sind, nachdem die Region hart dafür gekämpft hat, zwei wieder zurückgekommen, aber auch erst, seit BLS und SOB de facto die Stammlinie bedienen. Seit Jahren schon werden die Schalteröffnungszeiten in Salamitaktik reduziert. Jetzt hat die SBB entschieden, den Rest-Salami im Sinne von Food-Waste grad ganz wergzuwerfen.
Buchsi kann umgekehrt auf diverse Anstrengungen für den öV und vor allem auch zugunsten der SBB verweisen. Der neue Westzugang zum Bahnhof ab 2024 wird die Gemeinde sechs bis zehn Millionen Franken netto kosten, anteilsmässig viel mehr als an anderen Bahnhöfen, die etwa in Agglomerationsprogramm drin sind. Die Planung mit dem neuen Quartier Bahnhof West ist in vollem Gange. Buchsi wird in den nächsten Jahren unmittelbar neben dem Bahnhof markant wachsen, ein Glückslos in Zeiten nachhaltigen Verkehrs. Und schliesslich hat Buchsi auf eigene Initiative und eigene Kosten mit Niederönz zusammen EBuxi auf die Beine gestellt, dessen weitaus wichtigste Destination der Bahnhof ist.
Herzogenbuchsee braucht eine vernünftige Vorlaufzeit, um eine neue Lösung für einen bedienten Schalter oder ein Bahnreisebüro zu entwickeln. Da die SBB dazu nicht mehr motiviert ist, kommen Partner wie BLS, SOB, asm oder andere in Frage. Die SP fordert die SBB deshalb dazu auf, den Schliessungsentscheid für zwei Jahre bis im Juli 2024 (Vollendung des Bahnhofumbaus) zu sistieren.
31. März 2022