Eine von der SP Buchsi organisierte Dorfführung stand ganz im Zeichen der starken Frauen von Buchsi. Eine Stunde lang erzählen Heidi Bircher und Regula Wirth vom Verein «Kulturland Herzogenbuchsee» den SP-Mitgliedern über dieses Thema.
Wenn es um berühmte Frauenfiguren geht, kann der Treffpunkt nur das Kreuz sein: die Wiege der Pionierleistungen von Amélie Moser (Herzogenbuchsee 1839-1925) und der Ort des Lebensabends von Lina Bögli (Oschwand 1858-Herzogenbuchsee 1941). Ein Rückblick auf die SP-Führung im Gespräch mit zwei aktiven SP-Mitgliedern: Chatrina Moser und Samira Martini.
Ein Leben voller sozialen Engagements
Anhand verschiedener Gemälde, die Amélie Moser und ihr Tun abbilden, erfahren die Teilnehmer:innen im ersten Teil der Führun im Kreuz viele spannende Details über Amélies Werk. «Porträts sind wir uns eher von Männern gewohnt», sagt Samira, hier werde mal eine Frau dargestellt. In Samiras Lieblingsgemälde sieht man Amélie Moser wie immer in Schwarz, aber mit einer Blume, was doch auch «die Weiblichkeit dieser Figur mit strenger Miene betont.»
«Sie widmete ihr Lebenswerk verschiedenen sozialen Projekten, das ist beeindruckend», meint Chatrina. So seien viele Angebote und Dienstleistungen, die von Amélie ins Leben gerufen wurden, heute staatliche Aufgaben. Und effektiv ist die Liste aller Projekte, die von Amélie initiiert wurden, so umfangreich, dass die Dorfführerinnen Heidi Bicher und Regula Wirth immer wieder betonen müssen: «Hier könnte noch einiges hinzugefügt werden.»
1890 kaufte der Frauenverein mithilfe Amélies das Kreuz. Um dem sich ausbreitenden Alkoholismus entgegenzuwirken, wurde es die erste alkoholfreie Gaststätte der Schweiz. Doch war das Kreuz noch viel mehr (“vom Kurslokal zum Verweilort”). Auf einem der Gemälde sieht man, wie einer Person Nahrungsmittel aus einem Fensterchen gereicht werden: Das Kreuz als Kosthaus für Alleinstehende. «Alle hatten einen Platz», meint Heidi Bircher. Passend dazu wurde ab 1898 das Kreuz sogar zu einem Kinderheim. Unter Amélie war das Kreuz ein Hort sozialen Engagements.
Vorwärts
Nach einem Einblick ins Leben von Amélie Moser begibt sich die Gruppe in den Gemeindepark. Lina Bögli, über die Regula Wirth spricht, reiste von 1892-1902 alleine nach Australien und Neuseeland, dann weiter über Samoa, Hawaii und Amerika nach England. Um dem Heimweh nicht nachzugeben, habe sie immer nur für eine begrenzte Zeit Geld dabeigehabt, erklärt Regula Wirth. «Dies ist mutig, gleichzeitig aber auch durchdacht und geplant – einfach beeindruckend!», kommentiert Samira. Dank unterschiedlicher Tätigkeiten, meist als Erzieherin, verdiente sie ihren Lebensunterhalt. Von dieser Reise berichtet ihr Buch «Forward/Vorwärts» (1905). Zurück in Europa arbeite Lina als Lehrerin in Friedrichshafen, dann packte sie aber noch einmal die Reiselust. 1910-1913 bricht sie nach Japan und China auf. Von dieser zweiten Reise berichtet ihr Buch «Immer vorwärts» (1915).
1914 kehrt Lina nach Buchsi zurück. Fortan lebt sie im Kreuz, hält Vorträge über ihre Reisen und engagiert sich im Sozialen. Die Reiselust packt sie nicht mehr, sodass sie bis zu ihrem Tod 1941 in Buchsi bleibt. Chatrina und Samira sind sich einig: «Die Geschichte von Lina Bögli ist wirklich unwahrscheinlich». Heute reise man schliesslich ganz anders. Zudem habe sich Lina Bögli konträr zu den Erwartungen an Frauen verhalten. Auch diese Geschichte sei zutiefst beeindruckend.
Nicht stehenbleiben
Die Biografien dieser zwei Persönlichkeiten zeigen eine unglaubliche Rastlosigkeit: Beide Frauen sind nicht stehengeblieben und «haben neue Standards gesetzt, ohne sich stark anzupassen», so Samira. Diese Botschaft sollten wir uns zu Herzen nehmen, denn, wie Chatrina zusammenfasst: «Heute sollten wir uns auch nicht auf dem ausruhen, was die Frauen (und Männer) vor uns erreicht haben, sondern darauf aufbauen und uns weiterentwickeln.»